Inhalt
Grundsätzliches zum Buch
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Nach der Veröffentlichung meiner beiden Rezensionen zu den Büchern von Knut Svanholm „Bitcoin Selbstbestimmung durch Mathematik“ und „Bitcoin Unabhängigkeit neu gedacht“ möchte ich in diesem Artikel ein weiteres Buch aus dem Aprycot Verlag vorstellen. Dieses Buch trägt den Titel „Bitcoin entdecken“ von Yan Pritzker und ist ursprünglich unter dem Titel „Inventing Bitcoin“ veröffentlicht worden. Die deutsche Version wurde von Fabio Troendle übersetzt.
Das Buch kann ebenfalls direkt beim Aprycot Verlag für 12,50 € bestellt werden. Das Buch ist auch in einem handlichen Paperback eingefasst und hat ein Umfang von rund 111 Seiten. Die deutsche Fassung ist im Jahr 2020 erschienen. Alle weiteren Ausführungen beziehen sich damit auch auf die deutsche Übersetzung des Buches.
Überblick über den Inhalt von „Bitcoin entdecken“
Viele Bücher und Blogs, wie auch dieser, verfolgen das Ziel, die Idee und die Technik hinter Bitcoin anderen Menschen näherzubringen. Aufgrund der Komplexität der gesamten Thematik gibt es dafür sehr viele Ansätze, da Bitcoin sehr vielschichtig und von unterschiedlichen Bereichen betrachtet werden kann. Häufig wird „Der Bitcoin Standard“ von Saifedean Ammous als Einsteigerlektüre genannt, der besonders die geschichtlichen Zusammenhänge von Geld und dessen Entwicklung beschreibt. Dabei wird insbesondere das jetzige System kritisiert und der Unterschied von solidem Geld zu den gängigen Fiat-Währungen herausgearbeitet.
Im Buch von Yan geht es überwiegend um die Technologie hinter Bitcoin und auf welche Art und Weise das erste digitale knappe Geld konzipiert wurde. Dabei baut er in jedem Kapitel weitere Eigenschaften in das Bitcoinsystem ein und erläutert diese Eigenschaft, bis am Ende dann das komplette Netzwerk erläutert und aufgebaut wurde, in dem alle relevanten Faktoren ineinandergreifen. Viele Punkte werden auch in diesem Grundlagenartikel auf meinem Blog erläutert, weswegen der spezifische Inhalt hier nur sehr oberflächlich angerissen wird.
Einführung in Bitcoin
Zu Beginn des Buches wird zunächst eine Einführung darüber gegeben, was Bitcoin überhaupt ist, woher es kommt und zu welchem Zweck es geschaffen wurde. Dabei wird ein bestimmter Teil des Whitepapers von Satoshi Nakamoto zitiert, in dem die Idee hinter Bitcoin, innerhalb von weniger Absätze erläutert wird. Da dieses Whitepaper für Menschen ohne Kenntnis im Bereich der Informatik schwierig zu erfassen ist, geht Yan durch diesen Abschnitt Satz für Satz durch und erklärt diesen mit einfachen Worten. Darunter wird erklärt, was man unter Peer-to-Peer versteht, was Dezentral bedeutet, warum Bitcoin auf kryptografischen Verfahren beruht und warum es notwendig ist, sich von den Zentralbanken und Banken zu entkoppeln.
Eine wichtige Errungenschaft von Bitcoin ist die Entfernung der zentralen Instanz aus seinem Zahlungsnetzwerk. Denn auch zentrale Zahlungsnetzwerke, wie dem des Bankensystems oder Zahlungsanbieter wie PayPal, fungieren im Grunde genommen auch nur als einfaches Kassenbuch, welches Buch über die einzelnen Zahlungen der Kunde führt und somit die Zahlungen überwacht und legitimiert. Diese dienen hierbei als Kontrollinstanz, welche bei einem dezentralen Netzwerk wie Bitcoin aus der Gleichung genommen wurde. Das große Problem der Doppelausgaben von dezentralen Netzwerken gibt es in zentralisierten Systemen nicht. Dieses Problem löst Bitcoin mit seiner Kombination von technische und ökonomischen Anreizen, indem ein dezentraler Konsensus gefunden wird.
Proof-of-Work und Mining
Nachdem erläutert worden ist, wie grundsätzlich die Transaktionen in einem dezentralisierten Zahlungsnetzwerk vonstattengehen, muss nun geklärt werden, wie dieses Netzwerk sich auf eine gemeinsame Historie einigt und wie Manipulation und Betrug unterbunden werden kann. Dazu werden die beiden wichtigen Konzepte, nämlich der Proof-of-Work Algorithmus und das damit zusammenhängende Bitcoin Mining beschrieben. In diesen beiden Kapiteln habe ich die mit Abstand beste Erklärung gelesen, wie das Mining, also die Lotterie für das Finden von neuen Blöcken für die Blockchain, im Bitcoinnetzwerk funktioniert. Aus diesem Grund werde ich auch meine eigenen Grundlagenartikel zu diesem Thema, mit den Informationen aus diesem Buch erweitern.
Pseudonymität anstatt Know-your-Customer
Wenn man ein Konto bei einer klassischen Bank eröffnen möchte, muss man sich zunächst mit all seinen persönlichen Informationen identifizieren. Dieser Prozess wird Know-your-Customer (KYC) genannt und wurde von den Staaten überwiegen als Regulierung gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung eingeführt. Bei Bitcoin gibt es solche Prozesse nicht. Hierbei werden lediglich Adressen gespeichert, auf denen eine bestimmte Menge an UTXO’s liegen. Da das Bitcoinnetzwerk für jeden zugänglich ist und man sich dort auch nicht anmelden im klassischen Sinne kann, muss die Erstellung dieser Adressen auf eine andere Art und Weise geschehen. Normalerweise würde die Bank überprüfen, ob diese Adresse bereits belegt ist, bei Bitcoin verlässt man sich hierbei jedoch auf die Generierung von 256-Bit großen Zufallszahlen. Aus diesen werden die privaten und öffentlichen Schlüssel gebildet, mit denen man den Zugang zu seinen Bitcoins bzw. seinen UTXO’s erhält. Es klingt vielleicht etwas befremdlich, wenn man darauf vertrauen muss, dass diese Schlüssel nur durch die Wahrscheinlichkeit abgesichert sind. Jedoch sollte man bedenken, dass eine 256-Bit große Zahl mehr oder weniger die Menge aller Atome im gesamten Universum entspricht. Somit ist die Wahrscheinlichkeit einen gültigen Schlüssel per Zufall zu finden nah zu unmöglich.
Wer definiert die Regeln?
Bitcoin ist grundsätzlich Open-Source-Software, was bedeutet, dass jeder in den Quellcode der Software einsehen und diese auch, die entsprechenden Programmierkenntnisse vorausgesetzt, verändern kann. Somit kann jeder auch theoretisch die Regeln ändern, nach der Bitcoin arbeitet. Da Bitcoin jedoch ein weltweit dezentral agierendes Netzwerk ist, welches auf der Basis eines Regelkonsenses arbeitet, müssten alle Netzwerkknoten diesen Regeln zustimmen. Die Basisregeln von Bitcoin, wie z.B. die maximal ausgegebene Gesamtmenge an Bitcoins von 21 Millionen Einheiten, wurde bereits in der ersten Veröffentlichung implementiert und wurde somit unveränderlich in dem Protokoll implementiert. Die Art und Weise, wie die Dinge im Bitcoinnetzwerk umgesetzt werden, ähneln eher einer Anarchie, als einer Demokratie, da jeder Nutzer nach seinen eigenen Regeln mit dem Netzwerk interagieren kann, solange der Basiskonsens nicht gebrochen wird. Somit gibt es die folgenden Teilnehmer bzw. Interessengruppen im Bitcoinnetzwerk:
- Nodes → Überprüfen die Miner und setzen die Regeln im Netzwerk durch
- Miner → Sichern das Netzwerk ab und schreiben Transaktionen in die Blockchain
- Nutzer / Investoren → Kaufen, Halten und Handeln Bitcoin und bestimmen den Preis aufgrund von Angebot und Nachfrage
- Entwickler → Pflegen und optimieren den Quellcode der Bitcoin Clients, Änderungen werden öffentlich und ausgiebig diskutiert, bevor diese in das Kernsystem aufgenommen werden. Siehe Taproot.
Wie kann Bitcoin ersetzt werden?
Nachdem nun alle Eigenschaften von Bitcoin Kapitel für Kapitel erläutert wurden, wird im letzten Kapitel über die Ersetzbarkeit von Bitcoin gesprochen. Dabei wird der Vergleich mit Myspace gezogen, in dem dieses Netzwerk, das erste seiner Art auf dem Markt war, jedoch später von Facebook schnell verdrängt worden ist. Häufig wird diese Frage auch zu Bitcoin gestellt, da Altcoins meist schneller sind und einen höheren Funktionsumfang aufweisen. In diesem Kapitel werden die Voraussetzungen ausgeführt, die nötig wären, Bitcoin zu ersetzen:
- Die Alternative müsste verkäuflicher und liquider als Bitcoin sein
- Die Alternative müsste nachweisbar einen Wert von 100 $ Milliarden (Aktuell eher 1 $ Billionen) über mehrere Jahre aufbewahren können
- Die Alternative müsste eine 51 % Attacke auf die Hashrate abwehren können
- Die Alternative müsste stark dezentralisiert sein
- Die Alternative müsste die besten und motiviertesten Entwickler der Welt anziehen
- Die Alternative müsste ein weltweites Finanznetzwerk aufbauen
- Die Alternative müsste ein noch solideres Geld als Bitcoin sein
Fazit
Das Buch „Bitcoin entdecken“ von Yan Pritzker bietet aus meiner Sicht den idealen Einstieg in das Thema Bitcoin, wenn man sich von der technologischen Seite dem Thema nähern möchte. Es verfolgt ein hervorragendes Konzept, in dem die Technologie und Funktionsweise von Bitcoin, Schritt für Schritt aufeinander aufbauend, erläutert wird. Somit erhält der Leser einen kompakten, aber vollständigen Blick auf die revolutionäre Erfindung Bitcoin. Neben dem Buch „Der Bitcoin Standard“ und den Büchern von Knut Svanholm bieten diese vier Bücher das ideale Rüstzeug, um schnell und tief in die Welt von Bitcoin einzutauchen. Wer diese Bücher noch nicht gelesen hat, sollte dies unbedingt tun, da man zum Thema Bitcoin immer etwas Neues lernen kann.