Inhalt
Grundsätzliches zum Buch
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Nach der Veröffentlichung meiner Rezension zu dem ersten Buch von Knut Svanholm „Bitcoin Selbstbestimmung durch Mathematik“ möchte ich nun in diesem Artikel das zweite Buch mit dem Titel „Bitcoin: Unabhängigkeit neu gedacht“ vorstellen. Dieses Buch ist ursprünglich unter dem Titel „Bitcoin: Independence reimagined“ veröffentlicht worden. Die deutsche Fassung wurde, genauso wie auch schon das erste Buch, vom Aprycot Verlag veröffentlicht und von Volker Herminghaus ins Deutsche übersetzt.
Das Buch kann ebenfalls direkt beim Aprycot Verlag für 12,50 € bestellt werden. Das Buch ist auch in einem handlichen Paperback eingefasst und hat ein Umfang von rund 104 Seiten. Die deutsche Fassung ist im Jahr 2020 erschienen. Alle weiteren Ausführungen beziehen sich damit auch auf die deutsche Übersetzung des Buches.
Inhalt und Kernaussagen von „Bitcoin Unabhängigkeit neu gedacht“
Wie bereits in der Rezension zum ersten Buch von Knut Svanholm möchte ich auch zu diesem Buch versuchen die wichtigsten Kernaussagen zu extrahieren und in diesem Artikel darstellen. Aufgrund des beschränkten Umfangs dieses Artikels kann ich natürlich nicht alle Aussagen von Knut hier anführen. Seht diesen Beitrag als Anreiz, euch das Buch selber zuzulegen und anschließend durchzuarbeiten. An dieser Stelle kann für mich sagen, es lohnt sich und bringt gänzlich neue Denkanstöße. Die Reihenfolge der nachfolgenden Unterpunkte spiegeln nicht 1:1 die Kapitel des Buches wider, da ich sie für meine Rezension, in eine für mich, logische Anordnung gebracht habe.
Menschliche Gedankenkonstrukte
Die Spezies der Menschen lässt sich von ihrem Verhalten, nicht mit dem von anderen Tieren vergleichen. Zwar besitzen die meisten Tiere ebenfalls einen ausgeprägten Drang nach Kooperation, dies geschieht jedoch, ganz im Gegensatz zu den Menschen, in viel kleineren und autarken Gruppen. Die Fähigkeit der Menschen, sich als Kollektiv unter einer Flagge zu versammeln und somit ein gewisses Ziel zu erreichen, hat dazu geführt, dass die Spezies Mensch an der Spitze der Nahrungskette auf diesem Planeten gelangt ist. Konzepte wie eine Nation, eine Religion oder auch ein Unternehmen, sind alles nur soziale Konstrukte, die unserer Vorstellung entspringen, aber real eigentlich gar nicht existieren. Somit haben diese Konzepte die Menschheit an den Punkt der Nahrungskette gebracht, an dem wir nun stehen, haben aber auch dazu geführt, dass wir unseren Führern blind vertrauen und somit auch folgen. Das Gleiche gilt für die menschlichen Konzepte, wie Grenzen, Gesetze oder Geld. All diese Dinge existieren und existieren weiter, weil sich die Menschheit im Kollektiv auf ihre Existenz geeinigt hat. Im Gegensatz zu einem Baum mit einigen Früchten existieren diese Dinge nur in unseren Köpfen. Ein Affe würde den Baum und dessen Früchte sehr wohl wahrnehmen, die unsichtbare menschliche Grenze zwischen Nationen jedoch nicht.
Die zuvor genannten Konstrukte existieren jedoch nicht nur in den Gedanken eines Individuums, sondern in vielen. Damit könnte man diese als intersubjektiv bezeichnen. Dies bedeutet, dass eine Idee so lange weiter existiert, solange es noch ein Individuum gibt, das an diese Idee glaubt. Ein Beispiel ist auch die intersubjektive Idee der Sprache, die uns in bestimmten Teilen der Erde ermöglicht, mit Worten zu kommunizieren. Das Gleiche gilt für die Idee unseres aktuellen Geldsystems, in dem die Menschen den Zentralbanken vertrauen. Im Gegensatz dazu, braucht Bitcoin keinen intersubjektiven Glauben, abgesehen von dem Vertrauen, dass die Bitcoin-Miner weiter ihrem ökonomischen Interesse folgen und das immer mehr Menschen dessen überlegene monetären Eigenschaften entdecken. Damit versucht Bitcoin, nichts Geringeres als, eine der erfolgreichsten intersubjektiven Vorstellungen der Menschheit, in Fragen zu stellen.
Kollektivismus vs. Individualismus
In unseren heutigen Gesellschaften, gerade Deutschland ist dafür ein gutes Beispiel, werden immer mehr Menschen abhängig von irgendwelchen Transferzahlungen des Staates, sei es Arbeitslosengeld oder Zahlungen wie die Grundrente. Dieser Umstand führt dazu, dass dadurch die Politik indirekt immer mehr Einfluss auf unser Leben nimmt. Gerade seitdem im Jahr 2020 die Coronapandemie ausgebrochen ist, werden die staatlichen Eingriffe immer größer und durch die umfangreichen Rettungsmaßnahmen der Staaten, werden besonders Kleinunternehmen von den Zahlungen in Abhängigkeit gebracht. Dieser Trend hat jedoch auch schon vorher stattgefunden, weil die westliche Welt in letzten Jahrzehnten immer weiter nach links gerückt ist.
Individualisten neigen dazu, dass es ihnen egal ist, was andere Leute über deren politische Meinung denken, aus diesem Grund wählen jene auch eher kleinere Parteien. Bei Kollektivisten ist dies genau andersherum, denn ihnen ist die Meinung der anderen, über einen selbst, sehr wichtig. Im gleichen Zuge fällt dann auch die Identifikation mit der entsprechenden „Volkspartei“ eher gering aus bzw. die Wähler wissen gar nicht genau, wofür die Partei eigentlich steht, wählen sie aber dennoch. Aus diesem Grund bilden Kollektivisten auch sehr schnell große Gruppen und bekommen eine große Wahlmacht. Da diese Menschen von Natur aus sich mit Leuten umgeben, die deren Meinung teilen, werden Skeptiker der eigenen kollektiven Meinung selten toleriert. Dies führt dazu, dass je größer eine Gruppe wird, desto intoleranter wird diese gegenüber Andersdenkenden. Dies wird auch nicht unwesentlich von den Mainstream Medien gefördert, da diese ebenfalls eine breite Masse ansprechen wollen. Passend dazu verlinke ich noch mein Beitrag über Bitcoin und den Medien.
Menschen, die nicht die Meinung der breiten Masse vertreten, werden dann häufig „Leugner“ von irgendwas bezeichnet, was impliziert bedeutet, dass es irgendwo eine absolute Wahrheit geben muss. Die Geschichte hat uns schon durchaus gezeigt, wozu Armeen von Kollektivisten imstande sind und jedem Befehl gehorchen, ohne die eigene Moral zu hinterfragen.
Die Meinungsfreiheit wird als Grundrecht im Grundgesetz geregelt und deswegen ist es auch weiterhin wichtig, dass es erlaubt sein muss, von der Meinung des Kollektivs abzuweichen, vollkommen unabhängig um welches Thema es sich dreht. In Bezug auf das staatliche Geld gibt es nun seit 2009 einen Ausweg von diesem kollektivistischen Gedanken des Fiat-Geldes und somit kann der finanzielle Individualismus ausgelebt werden. Wer diesen Weg einschlägt, wird erkennen, was in dieser Welt falsch läuft.
Geldmengenausweitung
Die Geldpolitik wie sie aktuell überall auf der Welt vorzufinden ist, findet in dieser Form seit 1971 statt, als Richard Nixon, damals Präsident der USA, die fixe Bindung des Dollar an eine Unze Gold aufgehoben hat. Dies war der Startschuss für die Zementierung des Dollars als Weltreservewährung, da zuvor alle Währungen zu einem festen Kurs in Dollar getauscht werden konnten und somit auch in Gold. Damit galt der Dollar bei vielen Länder fast genauso gut wie Gold. Mit dem Aufheben dieser Bindung würden jedoch immer mehr Dollar in den Umlauf gebracht, die nicht mehr bei der amerikanischen Zentralbank in Gold gedeckt waren. Viele Länder wollten daraufhin ihre Dollars gegen Gold eintauschen, was jedoch von Nixon verboten wurde und damit konnten die anderen Staaten nichts dagegen tun. Dies ist der Grund, warum die USA im letzten Jahrhundert so erfolgreich war. Die USA konnten neues Geld auf Kosten der restlichen Welt schaffen und somit allen Ländern ihre Währung aufzwingen, da der Dollar schon zuvor als Weltreservewährung galt.
Um zu verstehen, welchen Effekt sich die USA zu nutzen machte, muss noch weiter in die Vergangenheit geschaut werden. Dort wurde von Richard Cantillon festgestellt, dass die Nachteile von Inflationen geringer werden, je näher man an der Quelle der Geldschöpfung sitzt. Andersherum bedeutet dies jedoch auch, dass je weiter man sich von der Quelle entfernt, die Auswirkungen gravierender werden. Dieser Umstand ist auch genau der Grund, warum die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander gegangen ist und die Menschen, die den Zentralbanken am nächsten stehen, auch am meisten davon profitiert haben. Durch das bestehende System findet einer immer währende Umverteilung von Arm zu Reich statt.
Dies ist insbesondere in den letzten Jahren seit 2008 nach der Finanzkrise an den massiv gestiegenen Asset-Preisen, wie Aktien oder Immobilien, zu sehen. Dadurch sind die Vermögenden noch reicher geworden und der Abstand zu den Armen hat sich noch weiter ausgebreitet. Auf diese Weise werden die Preisinformationen durch die Inflation verzerrt, was dazu führt, dass Ressourcen falsch zugeteilt und damit auch langfristig falsche Entscheidungen getroffen werden. Daraus kann man schließen, dass Fairness, Gleichberechtigung und Umweltschutz in einem inflationären Geldsystem nahezu unmöglich sind, umzusetzen.
Zurück zur Eigenverantwortung
In der aktuellen Wirtschaftslandschaft, die insbesondere durch den ständigen Eingriff durch die Staaten geprägt ist, werden immer mehr Verordnungen und Regularien erlassen. Diese werde häufig in Zusammenarbeit mit den Lobbyverbänden großer Unternehmen und der Politik ausgearbeitet. Ein Beispiel davon ist die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Diese verfolgt grundsätzlich einen positiven Aspekt, stellt damit aber auch eine große Einstiegshürde für neue Unternehmen am Markt dar, die einen großen Teil ihrer Ressourcen für die Erfüllung der Auflagen aufwenden müssen. Dies führt immer mehr zu der Konzentration von Macht in großen monopolartigen Unternehmen und somit auch zu Kontrolle über die Gesellschaft.
Eine andere Partei zu wählen, als diejenige die aktuell an der Regierung ist, mag zwar eine gewisse Veränderung der Politik herbeiführen, jedoch wird man weiterhin von jenen kontrolliert, die auch über die Macht des Geldmonopols verfügen. Bitcoin ist da anders:
Bitcoin ist eine Ein-Mann-Revolution für jeden Mann, für jede Frau und jedes Kind auf der Erde. Eine Revolution der Individualisten ist das Basisdemokratischste, das es gibt, aber es braucht Leute, die mitmachen und sich nicht bloß über den Stand der Dinge beschweren.
Bitcoin Unabhängigkeit neu gedacht, S. 54
Dieses Zitat beschreibt sehr gut, was Demokratie und Eigenverantwortung wirklich bedeutet. Denn mithilfe von Bitcoin und dessen dezentralen Ansätzen kann eine Emanzipation vom staatlichen Geldsystem gelingen und somit ein großes Stück hin zurück zur Eigenverantwortung und der Selbst-Souveränität gelingen. Dazu ist nicht viel nötig, außer dem Betrieb einer Bitcoin Fullnode, wie ein RaspiBlitz oder Umbrel Node, um sich damit ein Stimmrecht im Bitcoin Netzwerk zu sichern. Mit jeder Zahlung, die über Bitcoin oder idealerweise über einen 2nd Layer, wie das Lightning Netzwerk, stimmt der Nutzer für die Unabhängigkeit und seine Selbstverantwortung ab. Durch die immer weiter ausufernden Wohlfahrtstaaten haben die Menschen den Bezug zu den Konsequenzen für ihre Taten verloren, weil alles über irgendwelche Sicherheitsnetze abgefangen wird. Somit ist auch die Möglichkeit, aus den eigenen Fehlern zu lernen, weiter in den Hintergrund gerückt.
Doch es besteht Hoffnung, dass die künftige Generation, die schon direkt mit Bitcoin aufwächst, ganz anders mit diesen Themen umgeht, da sie es gar nicht anders gelernt haben. Der einzige Weg dorthin ist, dass der Staat vom Geld getrennt wird, genauso wie im Mittelalter die Kirche vom Staat getrennt wurde. Dies kann jedoch nicht vom Staat aus passieren, sondern muss von jedem Individuum von sich aus geschehen, um sich so ein wenig unabhängiger vom Staat zu machen.
Wenn immer mehr Menschen realisieren, dass sich das eigene Geld innerhalb des Bitcoin-Netzwerkes bereits überall auf der Welt und zum gleichen Zeitpunkt befindet, dann wirken intersubjektive Konstrukte, wie Landesgrenzen mit Bargeldbegrenzungen, mehr als lächerlich.
Was klassifiziert Bitcoin als solides Geld?
Stellen wir uns zunächst die Frage, was ist eigentlich Geld? Geld ist in der einfachsten Form zunächst ein Tauschmittel, welches ich über einen längeren Zeitraum aufbewahren kann und genau dann eintauschen kann, wann ich ein bestimmtes Gut benötige. Ein gutes Tauschmittel sollte mit den folgenden Eigenschaften aufwarten, damit es allgemein auch als solches verwendet werden kann:
- Es muss beweglich sein
- Es muss gut teilbar sein
- fungibel, also gleichwertig bzw. austauschbar sein
- nicht leicht konfiszierbar sein
- seinen Wert über längerer Zeit behalten können
Die ersten vier Punkte lassen sich noch relativ einfach erfüllen, jedoch ist der Werterhalt über einen längeren Zeitraum am schwierigsten zu erfüllen. Damit das Tauschmittel den Zweck der Bezahlung erfüllen kann, muss der Empfänger des Geldes sich sicher sein, dass er es auch in Zukunft für den gleichen Wert weiterverwenden kann. Das größte Problem dabei ist, wenn dieses Tauschmittel in sehr kurzer Zeit in sehr großen Mengen hergestellt werden kann. Dieser Umstand trifft somit komplett auf Fiat-Geld zu, da es sich beliebig und zu quasi null Grenzkosten vervielfältigen lässt. Aufgrund dieses Umstands sind alle Entscheidungen von Unternehmern oder Politikern so beeinflusst, dass sie eher den kurzfristigen Nutzen priorisieren, als langfristiger zu denken.
Wie ich bereits in meiner anderen Rezension ausgeführt habe, ist jeder Wert eines Gutes vollständig subjektiv.
Somit hat Gold zum Beispiel grundsätzlichen keinen inneren Wert, sondern nur einen Wert, weil ein großer Teil der Menschen glaubt, dass dieser Wert auch in Zukunft weiter bestehen bleibt. Wertvoll wurde Gold aus historischer Sicht durch die empfundene Knappheit des Metalls. Von dem, was wir bisher wissen, ist Gold ein seltenes Metall. Mit Sicherheit kann dies aber niemand sagen, somit bleibt nur die Vermutung, dass es wohl auch in Zukunft so bleibt.
Ganz im Gegensatz dazu, hat Bitcoin eine nachweisbare Knappheit, weil die Stückzahl auf maximal 21 Millionen Stück begrenzt ist. Denn Bitcoin ist an den fundamentalsten Wert gebunden, den es in unserem bekannten Universum gibt, und zwar die Energie, die für dessen Erzeugung aufgebracht wurde. Bitcoin erfüllt damit alle fünf Kriterien, die ein gutes Tauschmittel ausmachen. Der Grund jedoch, warum noch so wenige Leute, Bitcoin als Zahlungsmittel für alltägliche Dinge zu verwenden, ist seine Seltenheit und dies erkennen immer mehr Menschen. Dies liegt daran, dass Menschen weniger bereit sind ein Gut zum Tauschen zu verwenden, welches seinen Wert über lange Zeit behält, deswegen werden tendenziell weiterhin die Fiat-Währungen dafür verwendet. Je mehr man sich mit dem Thema Bitcoin und dessen Eigenschaften beschäftigt, desto größer wird auch dessen Einfluss auf das eigene Konsumverhalten, da man dazu angeregt wird, über seine eigenen Ausgaben vermehrt nachzudenken.
Hyperbitcoinisierung
Der Begriff der Hyperbitcoinisierung steht im direkten Zusammenhang mit dem Metcalfe’sche Gesetz, welches aussagt, dass der Wert eines Kommunikationsnetzwerks proportional zum Quadrat der Anzahl seiner Teilnehmer ist. Somit ist ein Telefonnetz, in dem nur ein Telefon existiert wertlos. Doch je mehr Menschen sich dazu entscheiden, sich einen Telefonanschluss zuzulegen, desto wertvoller wird dieses Netz, da man so immer mehr Menschen erreichen kann. Wenn man dieses Konzept in Bezug auf Bitcoin betrachtet, wird man hier eine ähnliche Entwicklung sehen, jedoch gerade bei Änderungen, die das Geldsystem betreffen, ist hier mit großem Widerstand zu rechnen. Dieser Widerstand kommt insbesondere von jenen, die ihre aktuelle Machtposition im gegenwärtigen System als gefährdet ansehen. Ein Beispiel sind die regelmäßigen Diskreditierungen von Bitcoin durch Notenbänkern und Politikern, was jedoch umso mehr zeigt, dass die Idee hinter Bitcoin an den richtigen Stuhlbeinen sägt. Flankiert wird diese insbesondere von den Mainstream Medien, da diese auch dem kollektivistischen Gedanken des Fiat-Geldes erlegen sind.
Aufgrund der pseudonymen Struktur von Bitcoin, ist es schwer zu sagen, wie viele Menschen auf der Welt wirklich bereits Bitcoins besitzen. Dies liegt daran, dass jeder Mensch theoretisch unendlich Adressen besitzen kann, aber auch eine einzelne verwaltende Instanz kann die Bitcoins für viele Menschen auf einer Adresse speichern. Die weitere Verbreitung von Bitcoin geschieht nachhaltig und organisch, ohne externes Marketing, denn das System basiert darauf, dass deren Nutzer, ihren Freunden und Verwandten von den neuen Möglichkeiten berichten. Je mehr Menschen im Bereich von Bitcoin arbeiten und auf diese Weise Produkte, Dienstleistungen und Wissen zur Verfügung stellen, desto mehr Leute werden sich auch für Bitcoin interessieren. Damit wächst die Verbreitung von Bitcoin exponentiell, insbesondere in den sogenannten Bullenmärkten, wenn die Kurse innerhalb kurzer Zeit massiv steigen.
Die Hyperbitcoinisierung ist aktuell nur ein theoretisches Gedankenkonstrukt, welches jedoch mit der weiter voranschreitenden Verbreitung und Akzeptanz von Bitcoin immer wahrscheinlicher wird. Durch den immer weiter steigenden Preis wird bei immer mehr Leuten das sogenannte FOMO (Fear of missing out) ausgelöst, also die Angst den Sprung auf einen neuen Trend zu verpassen. Aufgrund dieses Effektes wird sich die Nachfrage immer weiter und weiter von selbst verstärken. Ab einem bestimmten Niveau werden dann auch die ersten Finanzminister und Zentralbänker beginnen zu merken, dass die Umwälzung des Systems nicht mehr zu stoppen ist und ebenfalls versuchen, gewisse Mengen in Bitcoin zu akkumulieren. Sobald der erste Staat damit beginnt, wird das exponentielle Wachstum von Bitcoin innerhalb von kürzester Zeit alle Staaten dazu zwingen, ebenfalls auf den Zug aufzuspringen. Ein weiterer Auslöser für die Hyperbitcoinisierung könnte jedoch auch der aktuelle Währungskrieg zwischen den drei konkurrierenden Währungsregionen USA, China und der EU sein. Seit dem Ausbruch der Coronapandemie laufen überall auf der Welt die Notendruckereien auf Hochtouren und die Summe, die die Staaten um sich werfen, erreichen immer höhere Höchststände. Damit werden die inflationären Tendenzen noch weiter befeuert und es könnte mittelfristig zu einer Währungskrise führen. Dies könnte den Wandel zu einer Bitcoin-gestützten Weltreservewährung beschleunigen.
Knappheit und Unendlichkeit
Geht es um das Thema Bitcoin und dessen besondere Eigenschaften, wird häufig der Punkt der absoluten Knappheit genannt. Bereits in meiner vorherigen Rezension hatte ich diesen Aspekt beschrieben. Im zweiten Buch geht Knut jedoch noch vertieft auf dieses Phänomen ein. Wenn wir von absoluter digitaler Knappheit sprechen, handelt es sich dabei streng genommen um ein sogenanntes One-Shot-Prinzip, weil dessen Entdeckung ein einmaliges Ereignis war und somit nicht wiederholt werden kann. Dies wurde durch den Konsens eines hinreichend verteilten dezentralen Netzwerks, wie es Bitcoin mittlerweile nun mal ist, erreicht. Absolute Knappheit in der Digitalwelt, galt lange als unlösbar, weil man steht’s das Problem der Doppelausgaben in einem dezentralen Netzwerk hatte. Dieses Problem wurde mithilfe der Blockchain und des somit dezentralen Konsens von Netzwerkteilnehmern, durch menschliche Anreize und Belohnungen, verwirklicht. Aus diesem Grund kann Bitcoin auch als Black-Swan Event bezeichnet werden. Durch dieses Alleinstellungsmerkmal ist Bitcoin auch so einzigartig, weswegen eine „bessere“ oder „effizientere“ Variante eines Tokens eines Tages Bitcoin ersetzen könnte, aber diese wäre dann ebenfalls dem Untergang geweiht. Der Untergang von Bitcoin würde schlussendlich dazu führen, dass das gesamte Konzept von absoluter digitaler Knappheit als Fehlschlag bezeichnet werden müsste und somit auch den vermeintlich besseren Nachfolger betreffen würde. Deswegen haben wir nur diese eine Chance, auf ein besseres und dezentrales Geldsystem.
Ein weiteres Phänomen, das mit Bitcoin einhergeht, ist die Always-up-Point Theorie. Der erste Aspekt daraus ist, dass man annehmen kann, dass eine begrenzte dezentrale Währung immer mehr gegenüber inflationären Fiat-Währungen aufwerten wird. Je mehr Geld in der entsprechenden Fiat-Währung erzeugt wird, desto wertvoller wird diese dezentrale Währung dem gegenüber. Dies wird auch mit einer weiteren Regel aus dem Buch beschrieben:
Je niedriger die Kosten der Geldproduktion, desto höher die Preise von allem anderen, und umgekehrt
Bitcoin Unabhängigkeit neu gedacht, S. 100
Wie bereits bekannt ist, wird der Block-Reward, also die Belohnung an Bitcoins, die die Miner für das Finden eines Blockes erhalten, alle vier Jahre halbiert. Dies führt bei einer maximalen Grenze von 21 Millionen Stück dazu, dass der Bestand gegenüber der Produktion immer weiter anwächst, also das sogenannte Stock-to-Flow Verhältnis. An einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft, an dem nur noch sehr wenige neue Bitcoins gefunden werden und es genügen Leute gibt, die ihre Bitcoins niemals verkaufen wollen, wird es sehr schwer werden an Bitcoins zu gelangen. Sobald dieser Zeitpunkt eingetreten ist, kann der Preis nicht mehr fallen und er würde unendlich steigen, da die neu geschaffenen Bitcoins so selten geworden sind. Sollte Bitcoin nicht scheitern, ist es sehr wahrscheinlich, dass dieses Ereignis irgendwann eintreten wird.
Fazit
Wer mit dem ersten Buch von Knut Svanholm seine Freunde hatte und einen ersten Eindruck bekommen hat, was Bitcoin alles verändert hat und in Zukunft verändern könnte, wird mit seinem zweiten Buch „Bitcoin Unabhängigkeit neu gedacht“ noch viel tiefer in die aktuellen Problematiken unserer Gesellschaftsform und dem damit zusammenhängenden Geldsystem geführt. Dabei werden nicht weniger als unsere grundlegendsten Strukturen und Systeme, sowie die Gesellschaft als Kollektiv an sich hinterfragt. Über die Emanzipation vom Kollektivismus und Staat, sowie die Forderung zu mehr Eigenverantwortung führt kein Weg an der einen Lösung für alle Probleme vorbei:
Bitcoin. Fix the money, Fix the world