Inhalt
- Grundsätzliches zum Buch
- Inhalt und Kernaussagen von „Bitcoin Selbstbestimmung durch Mathematik“
- Fazit
Grundsätzliches zum Buch
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Nach meiner ersten Rezension zum Thriller „Montecrypto“ möchte ich mein erstes Fachbuch zum Thema Bitcoin vorstellen. In diesem Artikel möchte ich das Buch „Bitcoin: Selbstbestimmung durch Mathematik“ von Knut Svanholm vorstellen, welches ursprünglich unter dem Titel „Bitcoin: Sovereignty through mathematics“ veröffentlicht worden ist. Die deutsche Fassung wurde vom Aprycot Verlag veröffentlicht und von Volker Herminghaus ins Deutsche übersetzt.
Das Buch selbst kann man direkt beim Aprycot Verlag für 12,50 € bestellen. Ich selber habe das Buch direkt mit dem zweiten Buch von Knut Svanholm „Bitcoin: Unabhängigkeit neu gedacht“ zusammen bestellt, wodurch keine Versandkosten angefallen sind. Die Lieferung wurde innerhalb von wenigen Tagen zugestellt. Das Buch ist in einem handlichen Paperback eingefasst und passt mit einem Umfang von rund 110 Seiten in jede Tasche. Die deutsche Fassung ist im Jahr 2020 erschienen. Alle weiteren Ausführungen beziehen sich damit auch auf die deutsche Übersetzung des Buches.
Inhalt und Kernaussagen von „Bitcoin Selbstbestimmung durch Mathematik“
Da es sich bei dieser Rezension um meine erste über ein Fachbuch handelt, werde ich einen anderen Ansatz verwenden, um das Buch zu besprechen und vorzustellen. In den folgenden Unterkapiteln werde ich versuchen, einige Kernbotschaften aus dem Buch zu extrahieren und diese mit weiteren Ergänzungen von meiner Seite zu erweitern. Dieser Artikel stellt nur eine Auswahl von Abschnitten aus diesem Buch dar und soll lediglich einen Vorgeschmack auf den weitaus detaillierteren Inhalt liefern.
Grundzüge der österreichischen Schule
Um einen ersten Faden zu spannen, der sich durch das komplette Buch zieht, wird ein zentraler Ansatz der österreichischen Schule vermittelt. Es geht darum, dass es sich bei jeder Interaktion zwischen Menschen um eine Art Handel handelt. Selbst eine einfache Konversation stellt einen Austausch von Informationen dar. Diese Informationen können für den Gesprächspartner einen bestimmten Wert haben, der aber komplett subjektiv ist. Dies bedeutet, dass der Wert eines Gutes für jeden Menschen rein subjektiv bestimmt wird. Es wird das Beispiel eines Apnoetauchers angeführt. Dabei handelt es sich um einen Taucher, der lediglich mit einem Atemzug mehrere Minuten unter Wasser bleiben kann. Wenn dieser Taucher unter Eis eingeschlossen ist und nicht mehr den Weg zurück zum Einstiegsloch findet, wäre hier für ihn ein weiterer Atemzug das wertvollste auf der Welt. Für einen vom Leben genervten Menschen, der durch den Wald läuft, wäre dieser aber völlig wertlos. Somit entsteht der Wert eines Gutes immer durch subjektive Nachfrage und ein begrenztes Angebot. Genauso hat auch Geld stets einen subjektiven Wert, weil selber darüber entschieden werden kann, wofür es ausgegeben wird. Damit wird es zugleich auch ein persönlicher Ausdruck von Wert gegenüber einem anderen Menschen.
Von Religion, Atheismus, Staaten und Zentralbanken
Ein Blick in die Menschheitsgeschichte zeigt, dass das Kollektiv schon immer einfach von einer zentralen Instanz gelenkt werden konnte. Besonders im Mittelalter hat sich die katholische Kirche ins Machtzentrum der Menschen gestellt und hat deren Leben zu einem großen Teil bestimmt. Das menschliche Wesen ist so gepolt, dass es gerne einer führenden Instanz folgt und deren Entscheidung und Vorgaben vertraut. Dies hat sich innerhalb der letzten 2000 Jahre so sehr in die Gehirne der Menschen verankert, sodass es nur schwierig ist, sich davon zu lösen und die zentralen Entscheidungen zu hinterfragen. Aus diesem Grund wird auch der Spruch „Vertraue niemanden und überprüfe alles“ sehr häufig im Bitcoin Kontext verwendet.
Mit Bitcoin wurde eine neue Art des Atheismus, also des Nichtglaubens an nicht verifizierbare Versprechen im Finanzbereich, geschaffen. Damit kann dem Narrativ der Zentralbanken entkommen werden, dass es sich nur bei deren Währungen um die einzig gültigen Werte handelt. Dies konnte vor Bitcoin nicht infrage gestellt werden. Damit ist Bitcoin also nicht ein Wert, an den man glauben muss, sondern man kann selbst die Plausibilität der Echtheit überprüfen.
Die Geschichte von Zentralbanken und Fiatgeld ist eine Geschichte von Gräueltaten und kollektivem Wahn. Durch das Gelddrucken der Zentralbanken wurden in den letzten 100 Jahre alle Kriege dieser Welt finanziert und führten dazu, dass unzählige Menschen aufgrund der Ideologie von einzelnen mächtigen Individuen abgeschlachtet und dadurch endloses Leid geschaffen wurde. Sowohl der erste als auch der Zweite Weltkrieg wurden durch die Druckerpresse der Zentralbanken finanziert. Hätte es zu dieser Zeit weiter eine Kopplung an ein solides Geld wie Bitcoin gegeben, wären solche Kriege sehr viel kürzer verlaufen, da den Staaten sehr schnell das Geld ausgegangen wäre. Damit hätte sich die Menschheit Millionen von Toten und Jahrzehnte von wirtschaftlichem Stillstand ersparen können. Auch wenn immer behauptet wird, dass Krieg ebenfalls ein Wirtschaftsfaktor sei, bringt dieser nichts außer Leid und zerstörte Infrastruktur.
Knappheit und Proof-of-Work
In früheren Zeiten wurde Gold als Tausch- und Zahlungsmittel verwendet, weil es sehr arbeitsintensiv war, dieses abzubauen. Durch diesen Aufwand war der Zugriff und die Verfügbarkeit stark begrenzt. Damit wurde es als knapp angenommen. In den heutigen Zeiten, wo alle digitalen Dinge innerhalb kurzer Zeit zwischen zwei Computern hin und her kopiert werden können, ist es nicht möglich, von digitaler Knappheit zu sprechen. Bis zu der Veröffentlichung von Bitcoin galt dieses Problem der digitalen Knappheit als ungelöst bzw. man wusste nicht, ob dieses Problem überhaupt gelöst werden konnte. Deswegen kann man auch eher von der Entdeckung der digitalen Knappheit sprechen als von der Erfindung. Bitcoin ist somit die Entdeckung dieser Eigenschaft und kann damit nicht von all den alternativen Kryptowährungen kopiert werden, weil dieses Ereignis einmalig ist bzw. war.
Die Limitierung auf 21 Millionen Bitcoin kann man somit auch als neuen Nullpunkt bezeichnen, da es zuvor bei keinem Gut auf dieser Welt möglich war genau festzustellen, wie viel Einheiten von dem jeweiligen Gut existieren.
Diese Knappheit wird mit dem Proof-of-Work Algorithmus sichergestellt. Dabei wird eine bestimmte Menge Energie, in diesem Fall Elektrizitätsenergie, geopfert, um einen Beweis für Aufwand und Zeit zu erstellen. Diese beiden Ressourcen, Energie und Zeit, sind die kleinstmöglichen und knappsten Ressourcen, die wir in unserem Sonnensystem kennen. Damit können diese auch nicht künstlich erzeugt oder gefälscht werden, was wiederum die Chancengleichheit für alle Miner im Bitcoin Netzwerk sicherstellt. Somit kann man Mining auch als die Umwandlung von Strom und Zeit in Geld bezeichnen.
Veränderung der Zeitpräferenz
Aktuell leben wir in einer Zeit, in der die Maximierung des Konsums und der Ausgaben den Wohlstand einer Gesellschaft definieren. Dies wird überall auf der Welt und in allen wirtschaftswisschaftlichen Fakultäten als Keynesianismus vermittelt und geht auf John Maynard Keynes zurück. Wenn man diese Weltanschauung vertritt, ist das aktuelle Fiat-Geld das passende Gegenstück, da es durch seinen inflationären Charakter dazu dient, eine hohe Zeitpräferenz zu fördern. Die Zeitpräferenz ist ein Begriff aus der Mikroökonomie, der beschreibt, dass Konsumenten den Konsum in der Gegenwart gegenüber Konsum in der Zukunft vorziehen.
Dies bedeutet, dass der Konsum besser heute als morgen befriedigt werden muss, am besten noch auf Kredit, um noch mehr Konsum aus der Zukunft in die jetzige Zeit zu holen. Dieser kopflose Massenkonsum, der in allen entwickelten Staaten dieser Welt betrieben wird, ist auch eine hohe Belastung für die Umwelt, da viele unnötige Dinge produziert werden, die die Leute mit ihrem Fiat-Geld kaufen sollen. Ein solides Geld wie Bitcoin würde den Fokus wieder auf das Sparen von Geld lenken, da jede Ausgabe viel mehr hinterfragt werden würde. Innerhalb eines Fiat-Systems fällt die Wahl fast immer auf den Konsum, da Sparen aufgrund der andauernden Inflation unattraktiv gemacht wird. Somit kann Bitcoin zu einer niedrigeren Zeitpräferenz führen, in der der jetzige Konsum zugunsten einer höheren Kaufkraft in der Zukunft ausgelassen wird.
Geld als Verstärker
Geld an sich hat von Natur aus grundsätzlich einen neutralen Charakter, ist also weder gut noch schlecht. Wie bereits im ersten Abschnitt erklärt, dient es dazu, die subjektive Nachfrage zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erfüllen. Damit bekommt Geld eine verstärkende Rolle zugeteilt. Was ist jedoch damit gemeint?
Wenn ein Mensch von Grund auf sehr altruistisch veranlagt ist und sich somit gerne für seine Mitmenschen einsetzt, würde der Zugriff auf höhere Geldressourcen diese Charaktereigenschaft nur noch weiter verstärken, anstatt ins Negative zu drehen. Ein solides Geld wie Bitcoin würde somit auch viel mehr die Ehrlichkeit zwischen zwei Handelspartnern fördern, da diese sich viel mehr Gedanken über die Ausgaben machen würden.
Im Gegensatz dazu, werden bei Transaktionen mit Fiat-Geld die persönlichen Ziele eines Handels nicht mehr so stark zum Ausdruck gebracht, wie es eine harte Währung wie Bitcoin könnte, da der Bezug zum Geld verloren gegangen ist. Somit werden die eigenen Präferenzen verschleiert und die Unehrlichkeit zwischen Handelspartnern gefördert, da das Geld von aus keine Motivation liefert, sorgsam mit den verfügbaren Ressourcen umzugehen.
Bitcoin und die Umwelt
Das Thema Bitcoin und die Umwelt stellen eine der Hauptsäulen meines Blogs dar und dementsprechend freue ich mich, dass es auch ein entsprechendes Kapitel in dem Buch über dieses Thema gibt. Durch den in Bitcoin zugrundeliegenden Proof-of-Work Algorithmus muss sehr viel Energie aufgebracht werden. Dieser dient dazu, die erbrachte Arbeitsleistung gegenüber dem Netzwerk zu beweisen und auf der anderen Seite das Netzwerk gegenüber Angriffen und Konsensänderungen resistent zu machen. Mit steigender Adoption und dem damit steigendem Kurs zwischen Bitcoin und Fiatwährungen wie Euro oder Dollar, steigt auch das Interesse, weitere Kapazitäten für das Mining zur Verfügung zu stellen. Mit mehr Rechenleistung im Netzwerk steigt somit auch der Stromverbrauch und bei einer fossilen Energiequelle führt dies zu einem erhöhten CO2-Ausstoß. Im Zuge der weltweiten Klimabewegung ist dieser Umstand wie Wasser auf den Mühlen der Bitcoin-Kritiker. Auf den ersten Blick könnte man somit festhalten, dass das Bitcoinnetzwerk einen negativen Einfluss auf die Umwelt hat.
Dies ist jedoch zu kurz gedacht, da Schätzungen zufolge bereits rund 40 % der Miner mit regenerativen Energiequellen arbeiten. Viel wichtiger ist jedoch der Umstand, dass das Design des Bitcoinnetzwerkes dazu führt, dass es als Beschleuniger der Energiewende und zu mehr Erschließungen von regenerativen Energiequellen führen kann.
In vielen Bereichen der Erde liegen regenerative Energiequellen, wie z.B. Wasserkraft in Überflutungsgebieten oder Sonnenenergie in der Sahara. Diese Bereiche der Erde haben aber eines gemeinsam, dass sie sich nicht für die Besiedlung eignen. Somit wird die dort entstehende Energie nicht verwendet und gilt aktuell damit als verloren. Bitcoin Mining könnte somit für Energieversorger als ökonomischer Anreiz dienen, die dort entstehende Energie in ein monetäres Gut umzuwandeln, was wiederum für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energiequellen verwendet werden kann. Damit könnten dezentrale Energiequellen verwendet werden, um Bitcoin Mining CO2-neutraler zu machen und mittel- bis langfristig, Infrastruktur und Netze aufzubauen, um diese Energie in die besiedelten Regionen zu liefern. Somit kann man Bitcoin auch als ökonomische Batterie bezeichnen. Eine besondere Schlüsseltechnologie wird in Zukunft auch gerade in solchen Regionen die Anbindung an das Internet sein. Mobilfunk und kabelgebundene Verbindung sind hierfür offensichtlich ungeeignet. Aus diesem Grund sind Projekte, wie Starlink von Elon Musk, besonders beachtenswert, indem das Internet überall auf der Welt per Satellit zur Verfügung gestellt wird.
Fazit
Das Buch fasst viele relevanten Informationen von Bitcoin im Kontext von gesellschaftlichen Themen zusammen und stellt die nahezu schon philosophischen Aspekte hinter Bitcoin sehr gut dar. Besonders für Leser, die schon die technischen Funktionsweisen von Bitcoin verstanden haben und sich von einer weiteren Seite dem Themenkomplex Bitcoin nähern wollen, bietet dieses Buch eine gute Fortführung zu bereits grundlegenden Zusammenhängen. Damit kann ich das Buch wärmstens weiterempfehlen und es bringt viele wichtige Aspekte ein, um Bitcoin noch besser verstehen zu können.