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Bitcoin in Afrika
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In diesem Beitrag möchte ich über den Einfluss von Bitcoin in Schwellenländern, aber insbesondere über Afrika berichten. Im Gegensatz zu anderen Schwellenländern, wie z.B. die Länder aus Südamerika, liegt die technologische Entwicklung in vielen afrikanischen Staaten weit zurück. Wobei es auch in Afrika fortschrittliche Staaten und Städte gibt, wie Nigeria, Südafrika, Ägypten, oder Kenia. Aufgrund der Größe des Kontinents kann man festhalten, dass der Kontinent sehr heterogen ist. In diesem Artikel geht es vorwiegend um die afrikanischen Staaten, die der Region Subsahara zugeordnet sind. Ähnlich zu dem Artikel über Bitcoin und die Umwelt, möchte ich auch in Zukunft diesen Artikel nach und nach erweitern, sobald es neue Entwicklungen gibt, die grundlegend für Bitcoin in Afrika sind und somit berichtenswert sind.
Handys statt Bankkonten
In vielen Ländern von Afrika ist der Zugang zu einem Bankkonto und damit zu Finanzdienstleistungen sehr beschränkt und häufig nur für privilegierte Bürger des Landes möglich. Damit steht der breiten Masse der Bevölkerung nur das Bargeld oder die Anwendungen von privaten Finanzdienstleistern zur Verfügung. Im Gegensatz zu der Verbreitung von einem stabilen Strom-, Wasser- oder Festnetz, ist das Mobilfunknetz in sehr vielen Ländern sehr gut ausgebaut. Aus diesem Grund kann man davon ausgehen, dass die Technologie eines vergleichbaren Festnetzes oder DSL-Anschlusses, wie er in Europo üblich ist, einfach übersprungen wird und somit alle Aktivitäten im Internet über das Mobilfunknetz durchgeführt werden. Aufgrund der hohen Verbreitung von einfachen Mobiltelefonen, aber auch Smartphones, hat sich in vielen afrikanischen Ländern, aber insbesondere in Kenia, der Dienst M-Pesa durchgesetzt. Über diesen Dienst der Firma Safaricom (der größte Mobilfunkprovider von Kenia) werden Zahlungen über ein Guthabensystem per SMS ermöglicht. Auf diese Weise haben auch einfache Mobilfunktelefone die Möglichkeit, diesen Dienst zu nutzen und am mobilen Zahlungsverkehr teilzunehmen.
Wie in der Grafik zu sehen ist, haben die Benutzer die Möglichkeit Bargeld gegen Guthaben bei entsprechenden Agenten einzutauschen und somit in der Lage alltägliche Zahlungen mobil durchzuführen. Auf der anderen Seite haben die Kunden dann auch die Möglichkeit, sich ihr Guthaben in Bargeld auszahlen zu lassen. Bis Ende 2016 hatte der Dienst rund 30 Millionen Benutzer, weswegen die Relevanz für den Alltag nicht überschätzt werden kann. Der Dienst wird fast überall im Land akzeptiert und hat sich damit als der zentrale Zahlungsdienst im Land durchgesetzt.
Aus Sicht von Bitcoin muss im Fall von M-Pesa natürlich wieder die Abhängigkeit von einem Privatunternehmen kritisieren, was die Gefahr des Marktmissbrauchs durch Monopolausnutzung erhöht. Mit dieser Ausgangslage, sowie die immer weitere Verbreitung von Smartphones, bietet dies aber dennoch einen guten Ansatzpunkt, damit die Bevölkerung auch von den Vorteilen des Bitcoinnetzwerkes profitieren kann. Für dessen Nutzen ist lediglich ein Internetzugang und eine passende Software Wallet nötig. Ergänzend dazu ist es auch möglich, mit M-Pesa auf den entsprechenden lokalen Kryptobörsen in Kenia, Nigeria, Uganda und Tansania, Bitcoin zu kaufen.
Verbote beflügeln das Transaktionsvolumen
Die Grundidee von Bitcoin ist es, eine Alternative zum staatlichen Geld zu bieten und somit das Geld vom Staat zu trennen. Dass immer mehr Staaten, insbesondere autoritäre, ihre Machtposition durch Bitcoin gefährdet sehen, ist somit nicht sonderlich verwunderlich, da je näher man an der Geldquelle sitzt, desto mehr profitiert man davon. Gerade in Afrika herrscht viel Korruption und staatlichen Strukturen sind nicht so etabliert, wie in der westlichen Welt. Aus diesem Grund haben die dort Herrschenden besonders viel zu verlieren, weil sich dort viel Macht auf wenige Personen konzentriert. All dies sind Gründe, dass die Verbreitung von Kryptowährungen und insbesondere der Bitcoin in Staaten, wie Nigeria, Kenia, Ghana und Südafrika immer beliebter werden. Dazu sei jedoch angemerkt, dass es sich bei diesen Staaten nicht um autoritäre Staatsformen handelt. Die zunehmende Verbreitung und das damit ansteigenden Handelsvolumen von Bitcoin wurde auch nicht durch die Handelsverbote von Kryptowährungen der nigerianischen Regierung gestoppt. Damit wurden lediglich die Transaktionen von öffentlichen und regulierten Handelsplattformen auf die Peer-to-Peer Plattformen umgeleitet, welche nicht regulierbar sind und damit für noch mehr Aufmerksamkeit zu dem Thema Bitcoin gesorgt.
Das Handelsvolumen in Nigeria übertraf zwischen Januar und März 2021 99,1 Millionen Dollar, gefolgt von Kenia mit 38,4 Millionen Dollar, Ghana mit 27,4 Millionen Dollar und Südafrika mit 25,8 Millionen Dollar. Allein im Jahr 2020 hatte Nigeria ein Handelsvolumen in Bitcoin im Gegenwert von 309 Mio. $, mehr als dreimal so viel wie Südafrika mit 98,4 Mio. $ für dieses Jahr.
Im Gegensatz zu dem Handelsverbot in Nigeria, haben die Staaten Kenia und Ghana kürzlich positive Regulierungen für den Bitcoin eingeführt, die den Handel mit der wichtigsten Kryptowährung vereinfachen soll. Dies ist vermutlich auch der Grund, für den großen Anstieg des Handelsvolumens in diesen beiden Ländern. Dies lässt sich gut in der Abbildung erkennen, zumal auch der Trend aktuell nicht gebrochen scheint.
Im Februar 2021 hat die Zentralbank von Kenia eine Entscheidung veröffentlicht, dass sie in Zukunft den Bitcoin als Reservewährung verwenden möchte, um somit die wachsenden Finanzprobleme des Landes zu lösen. Der Kenia-Schilling wird vom internationalen Währungsfonds als überbewertet angesehen, was zu einer Abwertung dessen an den globalen Devisenmärkten geführt hat und direkten Einfluss auf die kenianische Wirtschaft hatte. Damit wollen sie sich unabhängiger von den Devisenmärkten machen und die eigene Währung stabilisieren. Allein diese Entscheidung, zeigt auf, wie unterschiedlich die jeweiligen Zentralbanken auf den Bitcoin blicken. Aus meiner Sicht werden wir solche Entscheidung in Zukunft noch häufiger sehen. Zunächst erst in noch weiteren Schwellenländern und irgendwann auch in den ersten Industriestaaten. Dies könnte dann auch der Auslöser für die sogenannte Hyperbitcoinisierung ein.
Schwache Währungen und Demografie
Der Hauptgrund für den starken Anstieg des Handelsvolumens in all diesen Ländern sind jedoch die schwachen lokalen Währungen der jeweiligen Länder. Die starken Schwankungen gegenüber dem Dollar, sowie die Instabilität der lokalen Wirtschaft, macht es der Bevölkerung sehr schwer darin zu sparen. Da das Bankensystem lange nicht so ausgereift ist, wie in den westlichen Ländern, und es damit einfacher ist, sich bei einer Peer-to-Peer Handelsplattform für Bitcoin anzumelden, als ein Bankkonto zu eröffnen, ist der direkte Handel mit Bitcoin sehr beliebt. Die sehr junge Altersstruktur in Afrika, in der rund 50 % der Bevölkerung unter 20 Jahren alt ist, begünstigt die Affinität zu Digitalwährungen, wie dem Bitcoin noch weiter.
Auch der immer weiter ansteigende BTC/Dollar Kurs macht den Tausch der lokalen Währungen in Bitcoin immer beliebter, weswegen diese dadurch noch weiter unter Druck geraten. Der Vorteil einer globalen Währung, die für jeden zugänglich ist, spielt in solchen Fällen ihr volles Potenzial aus. Davon profitieren insbesondere Händler, die Waren von anderen internationalen Händlern kaufen und diese bezahlen müssen. Denn die lokalen Währungen machen es den Händlern immer sehr schwierig, langwierig und teuer, wenn diese in internationale Handelswährungen getauscht werden sollen.
Fazit
Gerade in Regionen, in denen das Bankensystem nicht so weit verbreitet ist, oder aufgrund von politischen Restriktionen nicht jedem zur Verfügung steht, kann eine global einheitliche Währung als massiver Multiplikator für die wirtschaftliche Entwicklung in den jeweiligen Ländern dienen. Lokale Händler und Unternehmen bekommen mit dem Bitcoin den Zugang zum globalen Finanzmarkt und können daran teilhaben. Besonders in den Ländern, in denen ein Bankkonto nur etwas für privilegierte Menschen ist und nicht der breiten Masse der Bevölkerung zur Verfügung steht, kann somit jeder Mensch daran teilhaben und künftig zur globalen Wertschöpfung beitragen. Die sehr junge demografische Struktur, die es in großen Teilen des Kontinentes gibt, begünstigt diese Entwicklung noch weiter. Mittel- bis langfristig kann Bitcoin dazu beitragen, dass die Armut in Afrika, aufgrund von Kapitalismus und Wirtschaftswachstum durch internationalen Handel, überwunden werden kann.
Weiterführende Informationen
Wer auf der Suche nach weiteren Informationen zu diesem Thema ist, kann sich sehr gerne den Blog von Anita Posch und ihren Podcast anhören. Sie beschäftigt sich viel mit dem Einfluss von Bitcoin rund um Afrika und allgemein in den Schwellenländern. Im Podcast sind häufig die Menschen aus den jeweiligen Ländern im Interview und sprechen von ihren eigenen Erfahrungen mit Bitcoin, aber auch dessen Akzeptanz in deren Umfeld. Wer sich einen ersten generellen Eindruck in Form eines Podcasts verschaffen möchte, kann in die Podcast-Folge #7 vom Magic Future Money Podcast reinhören. Hier wird Anita von Friedemann zu der Frage, ob „Bitcoin gerechteres Geld ist?“ interviewt.
Dieser Artikel ist ein Beispiel dafür, dass Bitcoin auch in diesem Bereich viele positive Effekte hat, die leider jedoch vielen Leuten aus der westlichen Welt verborgen bleiben. Mit dem Wissen aus diesem Artikel, überdenkt vielleicht der eine oder andere seine überwiegend negative Meinung zu Bitcoin, da diese Technologie für viele Menschen auf der Welt essenziell werden kann.
Bitcoin. Fix the money, Fix the world