Podcasting Status Quo
Das Medium Podcast hat sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt und mittlerweile gibt es immer mehr Plattformen und Lösungen, die das Hosting und die Verbreitung von Podcasts vereinfachen. Diese Vereinfachung hat unter anderem dazu geführt, dass immer mehr Menschen lediglich mit einem Smartphone und optional noch einem externen Mikrofon ausgestattet sind, alle Tools zur Hand haben, um einen Podcast aufzunehmen. Große Player im Markt, wie Spotify oder Apple Podcast, machen es dem Nutzer leicht und ohne Kosten, die eigene Aufnahme für die potenziellen Hörer weltweit zur Verfügung zu stellen.
Hauptbestandteil von Podcasts ist der RSS-Feed, der einen Podcast oder eine Show eindeutig identifiziert. Dabei handelt es sich um eine XML-Struktur, die einem definierten Format folgt und auf diese Weise die Informationen zum Podcast selber, aber auch mit Unterelementen, Informationen und Links zu den jeweiligen Folgen bereitstellt. In diesen Links finden sich dann auch Verweise auf die eigentliche Audio- ( oder Video)-Datei des Podcasts.
Ein gängiger Podcast-Hoster macht in dem Sinne nichts anderes, als diese XML Struktur auf der eigenen Plattform bereitzustellen und die Mediendateien für den Podcaster zu speichern. Durch dieses standardisierte Format macht es für die gängigen Podcast-Player keinen Unterschied, wo dieser RSS-Feed gehostet wird, solange die Quelle für den Player erreichbar und abgerufen werden kann.
Auf dem Markt gibt es einige Indices bzw. Verzeichnisse, die von vielen Playern als Quelle benutzt werden. Darunter fallen die beiden zuvor genannten Platzhirsche Apple Podcast und Spotify, aber gerade auch die im Open Source-Umfeld relevante Webseite PodcastIndex.org stellt eine wichtige Sütze in der Infrastruktur von Podcast dar. Daraus lässt sich ableiten, dass die Hosting-Dienstleister dafür sorgen müssen, dass der RSS-Feed von den eigenen Nutzern an diese Verzeichnisse ausgespielt wird, damit diese wiederum von Endgeräten abgerufen und von den Hörern einfach konsumiert werden können.
Grundsätzlich bietet diese Technik eine einfache Möglichkeit, um Medien zu verbreiten, ohne zwingend auf eine große Plattform angewiesen zu sein. Jedoch führt die immer weitere Zentralisierung auf die oben genannten Plattformen dazu, dass von den eigentlichen sehr offenen und verteilten Gedanken der RSS-Technologie nicht mehr so viel übrig bleibt und sich somit immer mehr Macht dort sammelt.
Finanzierungsmodelle und Zensur
Grundsätzlich handelt es sich bei Podcasts um eine offene und neutrale Art und Weise, digitale Inhalte zu verbreiten und diese stehen jedem zur Verfügung. Durch die immer weitere Zentralisierung der Hoster und Verzeichnisse besteht jedoch auch die Gefahr, dass Inhalte, die nicht zu den eigenen Wertvorstellungen passen, zensiert werden können.
Eines der bekannteren Beispiele war hier die Podcast Show von Joe Rogan, die im Zuge der COVID-19 Pandemie einiger Zensur von Seiten von Spotify zum Opfer gefallen ist. Neben der Tatsache, dass der Plattformbetreiber bei Podcasts immer am längeren Hebel sitzt, besteht hier auch ein großes ökonomisches Risiko für den Podcaster.
Die klassische Art und Weise, wie sich Podcasts aktuell finanzieren können, ist die Aufnahme von Werbepartner in den Podcast. Hierbei stellt der Sponsor einen regelmäßigen Betrag zur Verfügung und der Podcaster verpflichtet sich in dem vertraglich festgelegten Rahmen, den Sponsor zu promoten und in den eigenen Podcast-Folgen zu platzieren. Der Vorteil für den Podcaster ist hier der planbare und regelmäßige Einkommensstrom. Hierbei sollte der Werbepartner zum Thema und zur Zielgruppe des Podcasts passen. Dass es wenig Sinn macht, in einem Bitcoin-Only Podcast Werbung über Fahrzeuggetriebe zu schalten, versteht sich von alleine. 😉
Für den Sponsor ist es ebenfalls ein gutes Geschäft, da er bei dem Podcast genau weiß, welche Zielgruppe angesprochen werden soll und sich so eben genau den Podcast aussuchen und kontaktieren kann, der perfekt in die eigene Zielgruppe passt. Dies kann sich selbst bei einem relativ kleinen Podcast mit wenigen, aber dafür sehr loyalen und auf den Podcast zugeschnittenen Hörern für den Sponsor lohnen.
Sollte es sich bei dem Podcast jedoch um den Haupterwerb des Podcasters handeln, begibt er sich mit dem Sponsor in eine Abhängigkeit, da er immer wieder aufs Neue darauf hoffen muss, dass der Sponsoringvertrag verlängert wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Nische oder das Thema des Podcasts sehr eng ist und es hier erwartungsgemäß wenige mögliche Sponsoren und Hörer gibt. Diese Abhängigkeit kann dazu führen, dass man die Art und Weise, wie der Podcast geführt wird, verändert, weil man ja dem Sponsor regelmäßig Raum für die Platzierung bieten muss und idealerweise keine negativen Äußerungen zu dem Sponsor, auch wenn sie klar berechtigt ist, zu veröffentlichen.
Insbesondere Podcasts, die sich aktiv gegen einen Deal mit einem Werbepartner entscheiden, hatten bisher nur die Möglichkeit, auf Spenden durch die Hörer zu hoffen, was eine auskömmliche Entlohnung der Arbeit eher schwer macht.
In der klassischen Finanz- und Podcast-Welt, werden hier Spendenkonten auf PayPal oder bei Patreon eingerichtet, um die weitere Produktion des Podcasts zu ermöglichen. Aber auch hier kommen die Podcaster wieder in die Situation, dass sie einer Drittpartei, in dem Fall der Finanzdienstleister, vertrauen müssen, dass die Spenden auch wirklich ausgezahlt werden. Was wäre also die Lösung?
Vielleicht eine Zahlungsmöglichkeit für die Hörer direkt zum Podcaster ohne Mittelsmann mit direkter Finalität der Transaktionen?
Ein alternative Finanzierungsansatz
Mit der Veröffentlichung von Bitcoin und dem Lightning Netzwerk hat das Internet eine native Art und Weise erhalten, Kleinstbeträge in Form von Satoshis zu versenden. Durch den dezentralen Charakter der Technologie, ist es hier an dieser Stelle sehr einfach, kleine Zahlungen oder Spenden P2P von den Hörern direkt an den Podcaster zu senden. Insbesondere die wirklich kleinen Zahlungen sind ein Meilenstein, da es im klassischen Finanzwesen nicht möglich ist, Bruchteile von Cent Beträgen in einzelnen Transaktionen zu versenden, ohne dass die Transaktionskosten den Wert der Transaktion nicht übersteigen.
Die Lösung liegt in der Nutzung des Lightning Netzwerks für die Anbindung in den Podcast. MIt den neuen Podcasting 2.0 Features (im nächsten Kapitel dazu mehr) können die Hörer den Podcaster auf zwei unterschiedliche Arten direkt unterstützen. Die erste Möglichkeit ist ein kontinuierlicher Strom aus Satoshis, der von der Wallet der Hörer, für jede Minute, die der Podcast konsumiert wird, direkt an den Podcaster gesendet wird. Dieser lässt sich dank der niedrigen Kosten auf den Minimalbetrag von 1 Satoshi pro Minute einstellen. Die Höhe nach oben kennt hier entsprechend keine Grenzen, bis auf den eigenen Satoshi Bestand in der eigenen Wallet. 😉
Die zweite Möglichkeit ist das Senden eines sogenannten Boosts, der eine Einmalzahlung an den Podcaster darstellt. Auch hier ist die Höhe beliebig einstellbar und kann je nach Bedarf auch beliebig oft pro Folge wiederholt werden.Auf diese Art und Weise kann dem Podcaster eine Anerkennung der Arbeit der Podcast Produktion zugesendet werden, die der Hörer für sich selbst für angemessen hält. Diese persönliche Angemessenheit ist hier von entscheidender Bedeutung, da sie die Grundlage für das Konzept Value 4 Value (V4V) legt.
Dieses Konzept, welches auch zugleich unser neuer Finanzierungsansatz für Podcasts ist, baut auf der Annahme auf, dass die Inhalte der Podcasts für den Hörer einen Mehrwert bieten. Wie dieser Mehrwert aussieht, kann hier jeder individuell entscheiden. Dies können z.B. bei einem Wissenspodcast wie Nodesignal die neuen Informationen und Erkenntnisse sein, die man aus einer Episode gezogen hat oder bei einem Unterhaltungs-Podcast, der spaßbringende Zeitvertreib sein. Aus diesem Grund ist es auch schwierig als Podcaster eine Empfehlung für die Höhe der Spende auszusprechen, da dieser bei der Aufnahme noch nicht weiß, welchen Mehrwert er bei seinen Hörern erzeugt.
Die Grundidee ist somit simpel: Der Podcaster erzeugt einen Mehrwert mit seinen Inhalten und der Hörer kann selbst entscheiden, wie er diesen Mehrwert bewertet und hat die Möglichkeit, diesen Wert in Form von Satoshis zurückzugeben. Das Konzept V4V beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Rückgabe von monetärem Wert, sondern der Hörer kann den Wert auch in Form von Feedback, eigenen Inhalten oder Ähnlichem zurückgeben.
Welche Möglichkeiten bietet Podcasting 2.0?
Die technischen Möglichkeiten für die Einbindung von Zahlungen direkt an den Podcaster, sind erst mit den sogenannten Podcasting 2.0 Features in die XML Struktur des RSS-Feeds möglich geworden. Diese neuen Strukturen, auch XML-Tags genannt, wurde von dem Team aus dem bereits oben genannten Podastindex.org entwickelt.
Der neue Value-Tag ermöglicht hierbei die Bereitstellung der Informationen, wohin die Spenden der Hörer zum Podcast fließen sollen. Dazu muss der Podcaster Zieladresse und weitere Details zu einer aktiven Lightning Node bereitstellen, auf die mittels „Keysend“-Verfahren die Zahlungen der Hörer erfolgen. Keysend bedeutet in diesem Fall, dass die Lightning Node keine Lightning Rechnung in einer bestimmten Höhe erzeugen muss, sondern dass der Sender direkt bei der Lightning Node eine Rechnung in der Höhe, die er Senden möchte, abrufen kann und somit keine Aktivitäten vom Podcaster selber nötig sind.
Die offene XML Struktur bietet hier auch die Möglichkeit, dass man mehrere Empfänger der Spenden eintragen kann, falls man z.B einen Produzenten des Podcasts, an den Spenden teilhaben lassen möchte.
Neben Standardeinstellungen für den Podcast kann auch eine individuelle Einstellung pro Folge verwendet werden, wenn z.B. die Gäste einer Folge ebenfalls an den Spenden beteiligt werden sollen. Man kann in der Struktur sogar so weit gehen, dass man für unterschiedliche Kapitel einer Folge auch unterschiedliche Empfänger der Spenden einstellen kann. Dieses Feature heißt Value Time Splits.
Neben der Einbindung von Zahlungsmöglichkeiten sind in den Spezifikationen noch weitere Ergänzungen in XML-Namespace eingeflossen, wo hier ein relevanter Auszug aufgelistet wird:
- Kapitelmarken, die die Navigation in der Podcast-Episode vereinfachen und bestimmte Themen gezielt ansteuerbar machen. In diesen Kapiteln können auch Bilder zum Thema und direkte Links eingebettet werden, die zu weiterführenden Informationen führen.
- Transkripte, die mit den Inhalten der Episode verknüpft werden und so eine einfache Durchsuchbarkeit von Schlagwörtern über den Podcast ermöglichen
- Clips, die einzelne Ausschnitte aus der Episode hervorheben und somit als guter Trailer für die Vermarktung der Folge auf Social Media genutzt werden können.
- Personen, die mit dem Transkript und der Folge verknüpft werden, worüber eine Podcast übergreifende Personensuche möglich wird
Die technischen Spezifikationen findet der Interessierte Leser hier.
Ein Appell an alle Leser und Hörer
Nodesignal ist der Beweis, dass eine reine Finanzierung durch Spenden und die konsequente Umsetzung des V4V Gedankens, den Betrieb und die Finanzierung eines Podcasts mittels einer kleinen Hörerschaft ermöglicht. Die aktive Teilhabe der Hörer durch die Einbringung der Boosts in die Formate schafft ein besonderes Erlebnis, sowohl für die Crew von Nodesignal, als auch für alle Hörer.
Deshalb an dieser Stelle der bekannte Aufruf:
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